Zűchterseminär in Topoľčianky

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Die Entstehung der Rasse Shagya-Araber

Hans Brabenetz

Topoľčianky 2010

 Die erst viel später so genannte Rasse Shagya-Araber entstand vor bereits űber zweihundert Jahren. Ihre műtterliche Herkunft fűhrt űberwiegend auf Ankäufe im letzten Drittel des XVIII. Jahrhunderts zurűck. Diese wurden mehrheitlich in der damaligen Provinz Moldau, in Bessarabien und im Vorkaukasusgebiet sowie in der Donsteppe durchgefűhrt. Später gelangten auch Pferde aus Siebenbűrgen und Innerungarn dazu. Nach langen Fussmärschen in das Kronland Bukowina waren sie zuerst im 1777 gegrűndeten Bukowinaschen Landesgestűts- und Remontierungsdepardement untergebracht. Dieses wurde 1792 auf rund zehntausend Hektar mit der Zentrale in Radautz verlegt, wo es bis August 1914 verblieb. Von dort wurden einige hundert Stuten nach Mezőhegyes in Sűdungarn verbracht, das 1785 ebenso vom Remontendepot zum Militärgestűt umgewaldet wurde.

         

Der ausschliessliche Grund fűr alle diese Massnahmen war, die Armee mit geeigneten harten, ansprochslosen und langlebigen Pferden zu versorgen. In beiden űberaus grossflächigen Institutionen wurde in den ersten Jahrzehnten eine vielschichtige Anzahl von Vatertieren verwendet. Immer mehr haben sich dabei arabische Hengste durchgesetzt und bewährt. Nur rund ein Dutzend haben sich zűchterisch so bewährt, dass sie bis heute mit ihren Stämmen und später Linien erhalten geblieben sind.

 

Die Population von Mezőhegyes wurde Mitte des XIX. Jahrhunderts nach Bábolna verlegt. Die dortigen Umweltverhältnisse haben sich fűr die zuerst Arabisches Halbblut und später Araberrasse genannten Pferde als gűnstiger erwiesen als die űppigen Futter- und Weideverhältnisse von Mezőhegyes.

 

Der erste originalarabische Hengst, der bleibende Akzente setzen konnte, ear der Schimmel SIGLAVY. Zwar nur indirekt, denne r stand nie in Radautz, Mezőhegyes oder Bábolna, sondern nur in den Hofgestűten Koptschan und Lipizza. Von letzterem verbreitete sich der Stamm űber Radautz, Mezőhegyes, um schliesslich auch nach Gorazda und Bábolna zu gelangen. Heute sind seine Vertreter mehrheitlich in der Lipizzanerzucht vertreten. 

 

Der nächste Hengst aus Arabien, dessen bedeutender Stamm heute noch in drei Linien existiert, ist der 1830 geborene Honigschimmel SHAGYA. Er hat der Rasse seinen Namen verliehen.

 

Später bis zu Jahrhundertwende kamen in beiden Reichshälften noch einige prägende Stammesgrűnder dazu. In der rumänischen Zucht waren es die arabischen Vollbluthengste Nedjari und El Sbaa.

 

Auf eine Besonderheit soll noch hingewiesen werden: Zum Unterschied von anderen Gestűten wurden in Radautz seit Beginn des XX. Jahrhunderts die Stämme Shagya und Dahoman getrennt auf zwei Gestűtshőfen, nämlich Wladika und Milleschoutz gezogen.

 

Zu einer beachtlichen Bedeutung gelangte 1921 das heutige slowakische Nationalgestűt Topoľčianky. Mit 117 Pferden der Noniusrasse sowie 33 Huzulen wurde es auf der ehemaligen Besitzung des Palatins von Ungarn, Erzherzog Joseph gegrűndet. Dazu gelangten Teile des 1915 aus dem k.k. Hofgestűt am Karst nach Kladrub evakuierten Lipizzanergestűts. Gleichzeitig setzte der Bau von Stallungen, zuerst aus einfachen Holzbaracken bestehend, am Gestűtshof Breziny ein.

 

Nachdem schon in den allerersten Nachkriegsjahren eine ganze Reihe von Gestűtspferden aus Restősterreich in die damalige ČSR als Restitutionsabgaben gekommen waren, folgten im November 1922 vier arabische Hengste und acht Stuten aus dem Restbestand in Piber. Erstere gelangten in die slowakische Landeszucht, die Stuten jedoch nach Topoľčianky. Bei diesen Stuten handelte es sichfast vollständig um Angehőrige des Shagyastammes. Schliesslich sollen noch die ersten Gestűtshengste Erwähnung finden. Es waren drei, die ab 1924 eingesetzt waren, nämlich:

 

SHAGYA II, 1914 in Radautz von Shagya X aus der 168 Amurath-18 gezogen. Er war bis 1934 aufgestellt, hatte eine Fruchtbarkeit von 72,5% und die Masse 157/167, 184, 20.5 cm. Er war Vater des Shagya XVI und von Shagya IX, der seinerseits Vater von Shagya XII gewesen ist.

 

SHAGYA III wurde 1916 im Radautzer Gestűt vom dortigen Shagya XVI aus der 162 Amurath-14 gezogen. Er stand bis 1928 in Topoľčianky, hatte eine Fruchtbarkeit von 69,3% und die Masse 155/164, 181, 19.4 cm.

 

AMURATH SHAGYA, 1916 im gleichen Gestűt wie die beiden anderen von Amurath Shagya aus der 360 Shagya X-3 gezogen. Er hatte eine Fruchtbarkeit von 75%, die Masse 156/165, 176, 19.2 cm und stand ebenfalls bis 1928 in Topoľčianky. Er war auf Amurath 1881 in der III./IV. Geeration ingezogen und wurde als typischer, hochgezogener Orientale beschrieben. Im Hengstbuch ist vermerkt: „Seine Nachkommen haben sich sehr bewährt und zeigten die einmaligen Gänge des Vaters.“

 

Von Anfang an basierte die Araberzucht von Topoľčianky sehr stark auf dem berűhmten Radautzer Shagya X. Er brachte Grősse, Stärke sowie elastische und raumgreifende Gänge. Das waren die Grundforderungen, die sowohl von der bäuerlichen Landeszucht als auch vom Militär gestellt wurden. Topoľčianky entsprach diesen Anforderungen in hohem Masse, heute in einer zeitgemässen Form in Richtung Sportpferd.

 

Die zweite, nur in Topoľčianky vertretene Linie des Shagyastammes, die des Shagya XXIII in Bábolna, ist ebenfalls eine kostbare Rarität. Ihr erster Vertreter war der 1930 in Bábolna geborene Shagya VII. Seine Nachkommen bolden heute noch eine wertvolle Ziedre der Rasse.

 

Mit der Decknummer XXX ist der Shagyastamm in diesem Gestűt am stärksten vertreten.

 

Auch dem derzeit nur in Topoľčianky und Radautz befindlichen Stamm Dahoman kommt eine ganz besondere Bedeutung zu. Im Hengstbestand von Topoľčianky steht er zahlenmässig an zweiter Stelle, gefolgt vom Stamm Siglavy Bagdady.

 

Heute liegt die Zucht der Rasse Shagya-Araber praktisch űber die ganze Welt Verteilt in privaten Händen. Als Dachorganisation fungiert die Internationale Shagya-Araber Gesellschaft ISG, gleichberechtigt und gleichbedeutend neben der internationalen Dachorganisation der Vollblutaraber. Staats- und Nationalgestűte der Rasse Shagya-Araber bestehen derzeit in Topoľčianky, Bábolna, Kabijuk und Borike.

Autor Fotos:

Ing. Juraj Kovalčík

Kamil Šulko


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